Selbstständig in einer Männerdomäne

Selbstständig in einer Männerdomäne

IT-Sicherheit, Frauen in der IT, Cybersecurity, She@ISACA

28. März 2025

Die Tunesierin Nouha Schönbrunn hat mit ihrem Mann eine Firma gegründet, die aufIT-Sicherheit spezialisiert ist. Das Büro ist im Gewerbegebiet Neue Ramtelstraße.

Nathalie Mainka
Nouha Schönbrunn führt durch die weitläufigen, etwa 600 Quadratmeter großenGeschäftsräume im sechsten Stock eines halbrunden Bürogebäudes in der LeonbergerRiedwiesenstraße. Hier ist viel Platz für Besprechungen, Schulungen und die alltäglicheArbeit. Ein Kinderzimmer mit Spielsachen gibt es auch – familienfreundliches Arbeitenwird großgeschrieben. An den Wänden hängt nicht nur ein imposantes Schwarz-Weiß-Fotodes Leonberger Marktplatzes, sondern auch einige Motive der tunesischen Heimat der 32-jährigen Geschäftsführerin. Sie leitet mit ihrem Mann Jan-Sebastian die Schönbrunn TASCGmbH, die sich auf IT-Sicherheit spezialisiert. TASC steht für Training, Audit, System undConsulting und bildet die vier Säulen im Angebot des Unternehmens. „Wir bieten dasgesamte Portfolio im Bereich der Informationssicherheit an. Von der Beratung über dieImplementierung von Systemen und Know-how bis zur anschließenden Begleitung imAlltag“, sagt Nouha Schönbrunn.

„Vor allem der Mittelstand muss noch einiges tun, denn das Thema Sicherheit wird immerrelevanter, doch viele denken, sie sind zu klein und daher keinem Risiko ausgesetzt“, sagtSchönbrunn. Was ein großer Irrtum sei, wenn sie sich die in die Jahre gekommenen Server,die veraltete Software oder die Betriebssysteme anschaue. Dort sei das gesamte Wisseneiner Organisation gespeichert – und vielleicht noch nie nach Fehlern oder möglichenSchwachstellen untersucht worden. „Es besteht immer die Möglichkeit, dass Datenverloren gehen oder Hacker am Werk sind. Unsere Erfahrung ist aber, dass vieleUnternehmer das Thema IT-Sicherheit als notwendiges Übel sehen“. Das will sie mit ihrenKunden gemeinsam ändern. Denn: Viele Unternehmen würden immer mehrSicherheitsauflagen von ihren Auftraggebern bekommen.

Nouha Schönbrunn arbeitet in einem von Männern dominierten Beruf. Laut einer Cyber-Security-Studie aus dem Jahr 2024 liegt der Anteil von Frauen in diesem Bereich weltweitderzeit nur bei 24 Prozent. In Deutschland seien es demnach nur 14 Prozent. „In der Schuleund in der Berufsorientierung werden Mädchen kaum für technische Berufe begeistert. Dageht es schnell in Richtung Psychologie, Betriebswirtschaftslehre oderSozialwissenschaften – aber nicht IT oder Maschinenbau“, bedauert sie. Deshalb habe siemit zwei weiteren Frauen die Initiative She@ISACA gegründet. „Wir wollen Frauenermutigen, Speakerinnen zu werden, auf Konferenzen präsent zu sein, stolz auf ihre Arbeitzu sein – und nicht nur im Hintergrund zu organisieren, was sonst keiner machen will.Sichtbarkeit schafft Selbstbewusstsein.“

Die Eltern von Nouha Schönbrunn, geborene Loukil, haben in Frankreich studiert. DieMutter ist Finanzmathematikerin und Universitätsprofessorin. Tochter Nouha besuchte diefranzösische Schule, absolvierte 2014 in Tunesien an der Universität in Sfax denDiplomstudiengang Management und Finanzmathematik. „Damals träumte ich bereitsdavon, Unternehmerin zu werden. Mich hat es fasziniert, Gespräche zu analysieren,strategisch zu denken und dabei nie den langen Atem zu verlieren.“ Sie hätte, wie es dieTradition ist, in Tunesien bleiben, heiraten, Kinder bekommen und weiter arbeiten können.„Die Wirtschaft in meinem Heimatland stützt sich auf Frauen.“ Sie wollte aber weg, etwasNeues sehen und entschloss sich, nach Europa zu gehen. 2014 zog sie zunächst nachSpeyer zu einer Cousine ihrer Mutter. In einem Intensivkurs lernte sie die deutscheSprache. „Das ging ganz gut, weil ich ein logischer Mensch bin und ich mir so die Spracheerschlossen habe.“ Weiter ging es nach Stuttgart, wo sie Technologiemanagementstudierte – eine Mischung aus Maschinenbau und BWL.

Als wissenschaftliche Hilfskraft im Fraunhofer-Institut lernte sie ihren späteren Mann Jan-Sebastian kennen, der als Informationssicherheitsberater tätig war. Nouha Schönbrunnsammelte in verschiedenen Unternehmen Berufserfahrung in den Bereichen Qualitäts-und Prozessmanagement. 2020 hatte ihr Mann, der in Leonberg aufgewachsen ist, die Idee,sich im Bereich IT-Sicherheit selbstständig zu machen. Angefangen hat alles in ihrerSindelfinger Dachgeschosswohnung. Die Firmengründung war im Januar 2021. Dann ginges Schlag auf Schlag.

Sie bauten ein Bewerber-Management Tool auf. 2022 zog die Firma nach Warmbronn. Imselben Jahr kam der Sohn zur Welt. Die Büroräume wurden zu klein, in derRiedwiesenstraße fanden sie eine passende Immobilie, zogen dort im Oktober 2023 ein.Momentan betreut das Unternehmen mit 20 Mitarbeitenden über 200 Kunden aus allenBranchen, vorwiegend in der Region Deutschland, Österreich und der Schweiz. In ihremHeimatland baut Nouha Schönbrunns derzeit das Geschäft auf.

„Es war ein kleines Projekt, das Schritt für Schritt gewachsen ist. Unsere Kombination –Mann und Frau, Technik und Strategie, deutsch und nicht-deutsch – war nie ein Hindernis,sondern unsere Stärke“, sagt die Tunesierin.

© 2024 Schönbrunn TASC GmbH
Schönbrunn TASC GmbH
Riedwiesenstraße 1, 71229 Leonberg
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